

Empfehlungen zu Impfungen
Impfen ist ein komplexes und für manche Familien auch ein emotionales Thema.
Daher kann hier nicht auf alle Aspekte eingegangen werden. Generell lässt sich sagen, dass bei nüchterner Betrachtungsweise das Impfen eine der effektivsten Methoden der modernen Medizin darstellt. Viele Krankheiten stellen heute Dank des Impfens keine Bedrohung mehr dar, sind entsprechend vielen Menschen nicht mehr präsent und haben so auch einiges von dem Schrecken verloren, den sie früher verbreitet haben. Wir Kinderärzt:innen haben in unserer Ausbildung im Spital noch solche schweren Verläufe gesehen. Deshalb teilen wir alle die gleiche Überzeugung: Impfungen sind sinnvoll und ihr Nutzen überwiegt mögliche Risiken bei weitem.
Alles weitere besprechen Sie bei Bedarf mit Ihrer/Ihrem Ärztin/Arzt!
Erstes Lebensjahr
Inzwischen wird für praktisch alle Impfungen ein sogenanntes 2:1 Schema empfohlen. Das bedeutet: Nach zwei Impfungen im Abstand von 1-2 Monaten folgt eine Auffrischimpfung mit einem längeren Abstand, idealerweise nach 6-9 Monaten. Dadurch ist ein guter Schutz vorhanden und je nach Wirkstoff sind nach einigen Jahren weitere Impfungen zur «Erinnerung» (=Booster genannt) für das Immunsystem notwendig.
Speziell für die Kombinationsimpfung in der Säuglingszeit (meist «Starrkrampfimpfung» genannt, siehe nächster Absatz) bedeutet das: Nach den Impfungen im Alter von 2 und 4 Monaten wird die Auffrischimpfung mit 12 Monaten durchgeführt. Die nächste Impfung ist dann erst wieder im Schulalter vorgesehen (Booster wird zwischen 4. und 7. Lebensjahr empfohlen, bei uns üblicherweise im Rahmen der 6-Jahreskontrolle).
Diese Kombinationsimpfung beinhaltet neben dem Wirkstoff gegen Starrkrampf auch solche gegen Keuchhusten, Kinderlähmung, Diphterie, Hepatitis B sowie gegen Hirnhautentzündung (durch H. influenza Typ b, kurz Hib genannt).
Die Pneumokokken-Impfung schützt vor einer Hirnhautentzündung, die praktisch nur Kinder vor dem Kindergartenalter bedroht. Der Schutz ist also nur im Kleinkindalter notwendig. Aufgrund der überzeugenden Wirksamkeit gehört die Pneumokokken-Impfung zum Standard-Impfplan. Sie wird ebenfalls im 2:1 Schema verabreicht.
Die Masern/Mumps/Röteln/Windpocken-Impfung wirkt anders als die oben genannten Impfungen und muss nur zweimal im Leben verabreicht werden. Hier hat sich gezeigt, dass der optimale Zeitpunkt für die erste Dosis bereits im Alter von 9 Monaten liegt, statt mit 12 Monaten. Erfolgt die zweite Impfung kurz nach dem ersten Geburtstag, ist der lebenslange Schutz bereits vollständig aufgebaut.
Die Meningokokken-Impfung: Meningokokken sind Bakterien, die bei unter 5-jährigen Kindern schwere Hirnhautentzündungen und Blutvergiftungen verursachen können. Seit Januar 2024 gibt es auch in der Schweiz einen Impfstoff gegen Meningokokken der Gruppe B, die 40% der Krankheitsfälle ausmachen. Der Impfstoff wird z.B. in England und Deutschland bereits seit Längerem mit guten Erfahrungen eingesetzt. Der Impfstoff gegen Meningokokken der Untergruppen C, W und Y (60% der Fälle in der Schweiz) wird normalerweise erstmals mit 13 Monaten verabreicht.
Zweites Lebensjahr
Ein psychologisch wichtiger Effekt des 2:1 Schemas ist, dass das Kind ab einem Alter von 13-15 Monaten erst einmal nicht mehr mit Spritzen in Kontakt kommt. Das fördert sicher das Vertrauen in uns behandelnde Ärzt:innen, da die Kinder im 2. Lebensjahr deutlich kritischer sind und sich vieles besser merken als am Anfang des Lebens.
Bemerkungen zu früheren Änderungen des Impfplans
Keuchhusten (Pertussis) wird heute häufiger von Jugendlichen und Erwachsenen übertragen (nicht wie früher v.a. von Kleinkindern). Der Impfschutz hält nicht so lange wie erwünscht und die Symptome sind mitunter nicht sehr schwerwiegend («chronischer Husten» wird teilweise akzeptiert, vor allem bei Rauchern, Asthmatikern, etc.). Somit geht von diesen Altersgruppen die grösste Gefahr der Übertragung auf Säuglinge aus, die bei weitem am schwersten erkranken können. Leider gibt es auch immer wieder Todesfälle bei Babys durch Pertussis.
Daher sollten alle Erwachsenen und Jugendlichen, die in der Familie oder im Beruf regelmässigen Kontakt zu Säuglingen unter 6 Monaten haben, einen aktuellen Schutz gegen Pertussis (=Impfung) aufweisen.
Es wird eine einmalige Auffrischimpfung mit einem Keuchhusten-Impfstoff empfohlen, wenn die letzte Keuchhusten-Impfung länger als 10 Jahre zurückliegt.
Da es nur einen Kombinationsimpfstoff mit Starrkrampf und Diphtherie gemeinsam mit Keuchhusten gibt, wird in diesen Situationen eine Kombinationsimpfung empfohlen. Die letzte Starrkrampf (Tetanus)-Impfung sollte aber mindestens 4 Wochen zurückliegen.
Die HPV-Impfung (bekannt als Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs) wird mit zwei Dosen im Abstand von mindestens 5 Monaten geimpft. Das frühere 2:1 Schema nach dem 15. Geburtstag wird nicht mehr angewendet. Seit 2019 verwenden wir ausschliesslich den verbesserten Impfstoff Gardasil 9. Knaben sollten ebenso wie Mädchen geimpft werden, da sie häufig Träger dieses Virus sind.
Zusätzliche Impfungen
Es gibt Hepatitis A-, Frühsommer-Meningoencephalitis (FSME)-, Influenza (Grippe)- und weitere Impfungen (v.a. für Auslandsreisen). Sollten Sie zu diesen Impfungen Fragen haben, so wenden Sie sich bitte an uns.
Reiseimpfungen
Je nach Reiseziel sind rechtzeitig vor Ihrer Reise zusätzliche Impfungen wie Hepatitis A, Gelbfieber oder Typhus empfohlen oder sogar Pflicht. Wir empfehlen Ihnen daher bei Reisezielen ausserhalb Zentraleuropas rechtzeitig mit uns Kontakt aufzunehmen. Gerne beraten wir Sie dazu (siehe auch unter Links).
Informationen zu möglichen Nebenwirkungen verschiedener Impfungen
Diphtherie:
Lokale Reaktionen (Rötung, Schwellung an der Einstichstelle).
Wundstarrkrampf (Tetanus):
Lokale Reaktionen (Rötung, Schwellung an der Einstichstelle) oder evtl. leichtes Fieber. Bei zu häufigen Auffrischimpfungen im Jugend- und Erwachsenenalter kann es zu stärkeren lokalen Entzündungsreaktionen kommen. Wir achten möglichst genau auf die empfohlenen Impfabstände, um sie zu vermeiden (sie sind zwar ungefährlich, aber für die Betroffenen lästig).
Keuchhusten(Pertussis):
Gegenüber den früheren Ganzzellimpfungen sind die heutigen azellulären Keuchhustenimpfstoffe gut verträglich. Evtl. kann es zu Lokalreaktionen kommen (Rötung, Schwellung, leichter Schmerz an der Impfstelle) oder auch mal zu leichtem Fieber. Bei der 4. und 5. Dosis wurden gelegentlich ausgeprägte Schwellungen im Bereich der geimpften Extremität (Arm oder Bein) beobachtet. Diese dauern kurz (1 – 2 Tage), sind nur wenig schmerzhaft und benötigen keine besondere Therapie.
Heute kann generell gesagt werden, dass Nebenwirkungen der verfügbaren Kombinationsimpfstoffen mit azellulärem Keuchhustenimpfstoff nicht häufiger oder schwerer sind als bei alleiniger Diphtherie-Tetanus-Impfung.
Haemophilus influenzae Typ b (Hib):
Lokale Reaktionen und leichtes Fieber von kurzer Dauer.
Kinderlähmung:
Die Möglichkeit einer Impfpolio besteht bei den heutigen inaktivierten Totimpfstoffen nicht mehr. Es sind selten lokale Reaktionen und kurzes Fieber oder Müdigkeit möglich.
Hepatitis B:
Lokale Reaktionen (Rötung, Schwellung an der Einstichstelle) und leichtes Fieber sind möglich. In <0,5 % der Impfungen kann es zu Gelenkschmerzen und -schwellungen kommen, die nach wenigen Tagen meist spontan wieder abklingen.
Masern:
In 1:3000 Fällen kann es zu Fieberkrämpfen kommen. In sehr seltenen Fällen kann es möglicherweise - wie bei der natürlichen Erkrankung – zu einer Gehirnentzündung kommen. Die Häufigkeit liegt bei weniger als 1 : 1 Million Impfungen, ist also 1000 bis 10000-mal seltener als nach echten Masern. Im Gegensatz zu natürlichen Masern wird die Gehirnentzündung nach Impfungen nie chronisch. Immungeschwächte und Schwangere dürfen nicht gegen Masern geimpft werden.
Mumps:
In wenigen Fällen tritt in der zweiten Woche nach Impfung Fieber auf. In <1% der Fälle kann es zu einer vorübergehenden Schwellung der Ohrspeicheldrüse kommen. In Einzelfällen wurde eine Hodenschwellung, eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse und Hörschädigungen beobachtet. Die Häufigkeit dieser Ereignisse liegt in einer Grössenordnung von 1 : 1 Million, so dass eine Unterscheidung zwischen zufälligem Zusammentreffen und ursächlichem Zusammenhang mit der Impfung kaum möglich ist. Immungeschwächte und Schwangere dürfen nicht gegen Mumps geimpft werden.
Röteln:
Etwa eine Woche nach der Impfung kann ein flüchtiger harmloser Ausschlag auftreten. Bei erwachsenen Frauen kann in seltenen Fällen eine vorübergehende Gelenkentzündung und ein vorübergehender Abfall der Blutplättchen beobachtet werden. Immungeschwächte und Schwangere dürfen nicht gegen Röteln geimpft werden.
Impfkalender Schweiz
>> Impfkalender Schweiz (Stand 09/2024)
Informationen bzw. PDF`s zu den einzelnen Impfstoffen des schweizerischen Impfplans
>> 5-fach, 6-fach Impfung
Kombinationsimpfung: Diphterie, Wundstarrkrampf, Keuchhusten, Kinderlähmung, Hämophilus influenza B; bei der 6-fach-Impfung zusätzlich mit Hepatitis B
>> Pneumokokken
>> Masern, Mumps, Röteln
>> Windpocken (Varizellen) Basisimpfung für Säuglinge
>> Meningokokken
>> Zeckenzephalitis (FSME)
>> Hepatitis B
>> Hepatitis A
>> HPV bedingte Krebserkrankungen und Genitalwarzen
>> Saisonale Grippe
Impfungen für Eltern
>> Diphterie, Starrkrampf, Keuchhusten
>> Windpocken (Varizellen) Nachholimpfung für Personen unter 40 Jahren