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Impfungen


1. Neue Empfehlungen betreffend Impfungen


Impfen ist ein komplexes und für manche Familien auch ein emotionales Thema.
Daher kann hier nicht auf alle Aspekte eingegangen werden. Generell lässt sich sagen, dass bei nüchterner Betrachtungsweise das Impfen eine der effektivsten Methoden der modernen Medizin darstellt. Viele Krankheiten stellen heute Dank des Impfens keine Bedrohung mehr dar, sind entsprechend vielen Menschen nicht mehr präsent und haben so auch einiges von dem Schrecken verloren, den sie früher verbreitet haben. Wir Kinderärztinnen haben alle in unseren Ausbildungen noch solche schweren Verläufe gesehen. Unter anderem daher haben wir, was die Notwendigkeit von Impfungen angeht, alle die gleiche Überzeugung: Impfungen sind sinnvoll und nützen bei weitem mehr als dass sie schaden könnten.
Alles weitere sollten sie bei Bedarf mit Ihrem Arzt besprechen!

Impfplan 2019
Seit März 2019 ist die neueste Ausgabe des Schweizer Impfplans gültig. Dieser hat einige Neuerungen zu bieten.
Kurz zusammen gefasst sind das:
• Im 1. Lebensjahr:
• 2 statt 3 Impfungen gegen Starrkrampf etc. als Kombinationsimpfung
• Generell in der Kombinationsimpfung ist Hepatitis B empfohlen
• Pneumokokken-Impfung als Standard, nicht ergänzend
• Erste Masern/Mumps/Röteln-Impfung mit 9 statt 12 Monaten
• Im 2. Lebensjahr:
• Abschluss aller Impfungen bis kurz nach dem ersten Geburtstag
• Nur die Meningokokken-Impfung mit verbessertem Wirkstoff erfolgt erst später, mit 2 Jahren
• Generell:
• Indikation zur FSME-Impfung in der ganzen Schweiz ausser in den Kantonen Genf und Tessin.
Zugelassen ab dem 1. Geburtstag, empfohlen ab 6. Geburtstag.

Erstes Lebensjahr
Es gibt also vor allem für Säuglinge und ihre Eltern eine gute Nachricht: Es braucht eine Impfung weniger als früher! Es wird nun für praktisch alle Impfungen ein sogenanntes 2:1 Schema empfohlen. Das heisst, nach 2 Impfungen im Abstand von 1-2 Monaten erfolgt eine Auffrischimpfung mit längerem Abstand, ideal nach 6-9 Monaten. Dann ist ein guter Schutz vorhanden und je nach Wirkstoff gibt es weitere Impfungen als «Erinnerung» (=Booster genannt) für das Immunsystem nach 5 oder 10 Jahren.
Speziell für die Kombinationsimpfung in der Säuglingszeit (meist «Starrkrampfimpfung» genannt, siehe nächster Absatz) bedeutet dies, dass wir nach den Impfungen mit 2 und 4 Monaten diejenige mit 6 Monaten weglassen können. Wenn dann mit 12 Monaten die Auffrischimpfung erfolgt ist, hat Ihr Kind diesbezüglich keinen Piks mehr, bis es in die Schule kommt (Booster empfohlen zwischen 4 und 7 Jahren, bei uns üblich bei der 6-Jahreskontrolle).
Diese Kombinationsimpfung beinhaltet neben dem Wirkstoff gegen Starrkrampf solche gegen Keuchhusten, Kinderlähmung, Hirnhautentzündung (durch H. influenza Typ B, daher HiB genannt), Diphterie und Hepatitis B. Neu wird wie in den meisten europäischen Ländern schon lange empfohlen Hepatitis B (in der gleichen Spritze) mit zuimpfen. Es gibt die Kombinationsimpfung auch ohne diesen Wirkstoff. Auf Grund der guten Verträglichkeit, Wirksamkeit und dem schweren Verlauf von Hepatitis B bei Kindern sollte man sich aber dafür entscheiden.
Die Pneumokokken-Impfung war früher als «ergänzende Impfung» definiert. Pneumokokken verursachen unter anderem Hirnhautentzündungen, aber so gut wie ausschliesslich nur bei kleinen Menschen = unter 5-Jährigen. Man sollte also nur in diesem Alter geschützt sein. Neu wird die Impfung auch auf Grund der überzeugenden Wirksamkeit als generell empfohlene Impfung angesehen und gehört zum Standard-Impfplan. Auch sie wird im 2:1 Schema verabreicht.
Die Masern/Mumps/Röteln-Impfung wirkt anders als die oben genannten und braucht nur 2x für’s ganze Leben geimpft werden. Hier hat sich gezeigt, dass man schon mit 9 statt mit 12 Monaten damit beginnen sollte. Wenn man dann kurz nach dem Geburtstag die 2. Impfung bekommt ist der lebenslange Schutz schon komplett!

Zweites Lebensjahr
Ein psychologisch wichtiger Effekt dieses neuen Schemas ist, dass das Kind im 2. Lebensjahr nicht mehr mehrmals in der Praxis mit Spritzen in Kontakt kommt. Das fördert sicher das Vertrauen in uns behandelnde Ärztinnen, da die Kinder im 2. Lebensjahr deutlich kritischer sind und sich vieles besser merken als am Anfang des Lebens.
Der einzige Wermutstropfen ist unter diesem Aspekt die Meningokokken-Impfung mit 2 Jahren. Der Impfstoff gegen diese Form der Hirnhautentzündung ist zwar deutlich besser als der alte, nämlich mit 4-fach breiterer Wirkung. Aber er ist eben in der Schweiz erst mit 2 Jahren zugelassen. Wir hoffen, dass sich das noch ändert, bis dahin müssen wir uns an diese Vorgabe halten.

Bemerkungen zu früheren Änderungen des Impfplanes
Keuchhusten = Pertussis wird heutzutage häufiger von Jugendlichen und Erwachsenen übertragen (nicht wie früher v.a. von Kleinkindern). Denn der Impfschutz hält nicht so lange wie erwünscht und die Symptome sind manchmal nicht sehr schwerwiegend («chronischer Husten» wird z.T. akzeptiert, vor allem bei Rauchern, Asthmatikern etc.). Somit geht von diesen Altersgruppen auch die grösste Gefahr der Übertragung auf Säuglinge aus, die bei weitem am schwersten erkranken können. Leider gibt es auch immer wieder Todesfälle bei Babys durch Pertussis.

Daher sollten alle Erwachsenen und Jugendlichen einen aktualisierten Schutz gegen Pertussis (=Impfung) aufweisen, die in der Familie oder im Beruf regelmässigen Kontakt zu Säuglingen unter 6 Monaten haben.

Es wird eine einmalige Auffrischimpfung mit einem Keuchhustenimpfstoff empfohlen, wenn die letzte Keuchhustenimpfung länger als 10 Jahre zurückliegt.

Da es nur einen Kombinationsimpfstoff mit Starrkrampf und Diphtherie gemeinsam mit Keuchhusten gibt wird in diesen Situationen ein Kombinationsimpfung empfohlen. Die letzte Starrkrampf (Tetanus)-Impfung sollte aber mindestens 4 Wochen zurückliegen.

Die HPV-Impfung (bekannt als Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs) braucht bis zum 15. Geburtstag nur 2 Dosen (d.h. nach der 1. Dosis folgt eine weitere mit 6 Monaten Abstand). Beginnt man erst nach dem 15. Geburtstag impft man nach dem oben beschriebenen 2:1 Schema. Seit 2019 gebrauchen wir nur noch den verbesserten Impfstoff Gardasil 9. Es sollten Knaben ebenso geimpft werden wie Mädchen, da sie öfters Träger dieses Virus sind.

4. Zusätzliche Informationen zu verschiedenen Impfungen


Diphtherie:
Lokale Reaktionen (Rötung, Schwellung an der Einstichstelle).

Wundstarrkrampf (Tetanus):
Lokale Reaktionen (Rötung, Schwellung an der Einstichstelle) oder evtl. leichtes Fieber. Bei zu häufigen Auffrischimpfungen im Jugend- und Erwachsenenalter kann es zu stärkeren lokalen Entzündungsreaktionen kommen. Diese sind ungefährlich, aber für die Betroffenen lästig.

Keuchhusten(Pertussis):
Gegenüber den früheren Ganzzellimpfungen sind die heutigen azellulären Keuchhustenimpfstoffe gut verträglich. Evtl. kann es zu Lokalreaktionen kommen (Rötung, Schwellung, leichter Schmerz an der Impfstelle) oder auch mal zu leichtes Fieber. Bei der 4. und 5. Dosis wurden gelegentlich ausgeprägte Schwellungen im Bereich der geimpften Extremität (Arm oder Bein) beobachtet. Diese dauern kurz (1 – 2 Tage), sind gering schmerzhaft und brauchen keine besondere Therapie.
Heute kann generell gesagt werden, dass Nebenwirkungen der verfügbaren Kombinationsimpfstoffen mit azellulärem Keuchhustenimpfstoff nicht häufiger oder schwerer sind als bei alleiniger Diphtherie-Tetanus-Impfung.

Haemophilus-influenzae-Typ b (Hib):
Lokale Reaktionen und leichtes Fieber von kurzer Dauer.

Kinderlähmung:
Die Möglichkeit einer Impfpolio besteht bei den heutigen inaktivierten Totimpfstoffen nicht mehr. Es sind lokale Reaktionen und kurzes Fieber oder Müdigkeit selten möglich.

Hepatitis B:
Lokale Reaktionen (Rötung, Schwellung an der Einstichstelle) und leichtes Fieber ist möglich. In < 0,5 % der Impfungen kann es zu Gelenkschmerzen und -schwellungen kommen, die nach wenigen Tagen meist spontan wieder abklingen.

Masern:
In 1:3000 Fällen kann es zu Fieberkrämpfen kommen. In sehr seltenen Fällen kann es möglicherweise - wie bei der natürlichen Erkrankung – zu einer Gehirnentzündung komme. Die Häufigkeit liegt bei weniger als 1 : 1 Million Impfungen, ist also 1000 bis 10000-mal seltener als nach echten Masern. Im Gegensatz zu natürlichen Masern wird die Gehirnentzündung nach Impfungen nie chronisch. Immungeschwächte und Schwangere dürfen nicht gegen Masern geimpft werden.

Mumps:
In wenigen Fällen tritt in der zweiten Woche nach Impfung Fieber auf. In < 1% der Fälle kann es zu einer vorübergehenden Schwellung der Ohrspeicheldrüse kommen. In Einzelfällen wurde eine Hodenschwellung, eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse und Hörschädigungen beobachtet. Die Häufigkeit dieser Ereignisse liegt in einer Grössenordnung von 1 : 1 Million, so dass eine Unterscheidung zwischen zufälligem zusammentreffen und ursächlichem Zusammenhang mit der Impfung kaum möglich ist. Immungeschwächte und Schwangere dürfen nicht gegen Mumps geimpft werden.

Röteln:
Ca. eine Woche nach der Impfung kann ein flüchtiger harmloser Ausschlag auftreten. Bei erwachsenen Frauen kann in seltenen Fällen eine vorübergehende Gelenkentzündung und ein vorübergehender Abfall der Blutplättchen beobachtet werden. Immungeschwächte und Schwangere dürfen nicht gegen Röteln geimpft werden.


5. Zusätzliche mögliche Impfungen:


Es gibt Windpocken-, Hepatitis A-, Frühsommer-Meningoencephalitis (FSME)-, Influenza (Grippe)- und weitere Impfungen (v.a. für Auslandsreisen). Sollten Sie zu diesen Impfungen Fragen haben, so wenden Sie sich bitte an uns.


6. Reiseimpfungen:


Je nach Reiseziel sind rechtzeitig vor Ihrer Reise zusätzliche Impfungen wie Hepatitis A, Gelbfieber oder Typhus empfohlen oder sogar Pflicht. Wir empfehlen Ihnen deshalb bei Reisezielen ausserhalb Zentraleuropas rechtzeitig mit uns Kontakt aufzunehmen. Wir beraten Sie gerne (siehe auch unter Links.
Anmeldung

2. Aktuelles Impfschema in der Schweiz

(Stand 2019)
Schweizerischer_Impfplan_2019.pdf 
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3. Informationen bzw. PDF`s zu den einzelnen Impfstoffen des schweizerischen Impfplans:



Factsheet_DTPa.pdf 
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5-fach bzw. 6-fach Kombinationsimpfung: Diphterie, Wundstarrkrampf, Keuchhusten, Kinderlähmung, Hämophilus influenza B ohne bzw. mit Hepatitis B Factsheet_pentahexa.pdf 
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